Sendling

Großbetriebe wie die Lokomotivfabrik Krauss, das Gusswerk Sugg, die Kochelbrauerei, die Groß- markthalle, der Südbahnhof, der Schlachthof ließen sich in Untersendling nieder, auch Klein- und Mit- telbetriebe des Handwerks, Handelsniederlassungen im Bereich der Großmarkthalle, Gastwirtschaften, viele Geschäfte. Das Sendlinger Unterfeld füllte sich zudem mit Wohnblöcken vom Westend bis nach Thalkirchen.

Die zielstrebige Anbindung Sendlings an die Altstadt Münchens verlockte zum Wohnen in einem neuen Stadtteil. Für Künstler war es sogar schick geworden, in Sendling eine Bleibe zu finden. Freiberufliche, Handwerker, Geschäftsleute, Händler, Beamte, Angestellte und die meisten Arbeitnehmer der Sendlinger Großbetriebe nahmen eine Wohnung in den Wohnblöcken der verschiedenen Baugenossenschaften Sendlings an.

Der Zustrom vieler junger Familien mit vielen Kindern führte fast zu einem Chaos bei der Beschulung der Zugezogenen. Die älteste Schule Untersendlings, die Plinganserschule, mauserte sich in wenigen Jahren von einer ärmlichen Dorfschule zu einer riesigen Stadtschule. Der Anbau und die mehrfache Aufstockung des Schulhauses konnte den Ansturm dennoch nicht bewältigen. Der Magistart misste sich entschließen, in zwölf Jahren vier neue Schulgebäude zu bauen:

1899 die Stielerschule

1904 die Boschetsriederschule

1907 die Gotzingerschule

1911 die Implerschule

Unter den Zugezogenen befanden sich auch sehr viele Protestanten, die sich im katholischen Oberbayern über Vereine Gehör zu verschaffen wussten. Der ,,Protestantische Kirchenbauverein Sendling”; konnte gegenüber der Lokalschulkommission nachweisen, dass die Anzahl der protestantischen Schüler derart angewachsen war, daß der Neubau einer protestantischen Konfessionsschule unumgänglich sei. Zuerst sollte die Gotzingerschule eine protestantische Schule werden. Als diese doch wieder eine katholische Schule geworden war, forderten die Protestanten eine neue Schule auf einem Baugrund in der Nähe der Gotzingerschule. Die Stadt gab nach, aber auch die zweite Schule auf dem Sendlinger Unterfeld erhielt die Zulassung als katholische Konfessionsschule. Die Verärgerung war groß. Die Implerschule blieb eine katholische Schule, auch die Gotzingerschule, musste jedoch protestantische Schüler aufnehmen.