Sendlinger Staßennamen erinnern an die Bauernschlacht von 1705

Im Jahr 1705 beendete die Sendlinger Bauernschlacht oder Sendlinger Mordweihnacht, in deren Verlauf aktenkundig an die 1100, vielleicht auch bis zu 3000 Bauern, Handwerker und Flößer der Landfahnen des seit Kurfürst Maximilian I. bestehenden Landsturms niedergemetzelt wurden, den Oberländer Bauernaufstand, der im Zusammenhang des Spanischen Erfolgekriegs zu sehen ist. Der Schlachtruf der Aufständischen:”Lieber bayrisch sterben, als österreichisch verderben! ”, ist sprichwörtlich geworden.

In den Jahren, als das Siedlungsviertel auf dem Sendlinger Unterfeld entstand, beging man den 200. Jah- restag der Sendlinger Mordweihnacht von 1705. Zum Gottesdienst in der unfertigen neuen Margaretkir- che mit anschließendem Libera auf dem alten Sendlinger Friedhof erschien sogar der Prinzregent Luitpold mit Gefolge. Die Vaterlandsliebe gebot, das Ereignis dem Gedächtnis der Sendlinger einzuprägen und den Helden von 1705 ein ehrendes Gedächtnis sicherzustellen. Deshalb gab man den neuen Straßenzügen den Namen eines Helden oder einer Ortschaft, aus der die Teilnehmer kamen.

An die Herkunft der Oberländer Bauern erinnern die Namen Gotzing (Gotzinger Platz, Gotzinger Straße), Valley (Valleyplatz, Valleystraße) und Oberländer (Oberländerstraße: Oberland= heute nicht mehr gebräuchliche Bezeichnung für das Voralpengebiet südlich von München), an Einzelpersonen die anderen:

Aberlestraße: Johann Georg Aberle war Adjutant im Lützelburgischen Regiment und einer der Anführer des Oberländer Bauernaufstandes. Er leitete den Angriff auf den Roten Turm an der Isar. Aberle wurde 1706 auf dem Schrannenplatz (heute Marienplatz) mit dem Schwert hingerichtet.

Alramstraße: Maximilian Alram war um 1700 Pfleger der Grafschaft Valley und Teilnehmer des Aufstandes.

Daiserstraße: Franz Daiser war Aumeister in München. Er geriet auf dem Ritt zum Gottesdienst in der Mordweihnacht unter die kaiserlich-österreichischen Truppen und wurde erschossen.

Danklstraße: Josef Ferdinand Dankl war 1703 Kurfürstlicher Pflegskommissär in Bad Tölz, 1705 dann Mitorganisator des Aufstandes, 1706 wurde er seines Amtes enthoben, 1715 wieder einge- setzt. Kidlerplatz,

Kidlerstraße: Johann Georg Kidler war wie sein Freund, der Jägerwirt, Weinwirt im Tal zu München und Organisator des Widerstandes in der Altstadt. Er wurde 1706 von den Österreichern auf dem Schrannenplatz (heute Marienplatz) geköpft und gevierteilt.

Kyreinstraße: Johann Christoph Kyrein war einer von vier Tölzer Bürgermeistern, die 1705 die Bürger von Bad Tölz unter Androhung des Verlustes der Bürgerrechte zum Widerstand pressten, worauf sich 600 Mann, größtenteils Tölzer Schützen, darunter 150 Reiter, meldeten. Fast alle ließen in der Morweihnacht ihr Leben.

Lindenschmitstraße: Wilhelm Lindenschmit der Ältere war Historienmaler und Professor in München. Er malte 1830 das Fresko mit dem Motiv der Sendlinger Bauernschlacht an die Fassade der Alten Pfarrkirche und bezahlte die Unkosten aus eigener Tasche.

Plinganserstraße: Georg Sebastian Plinganser, gebürtig auf Pfarrkirchen war Studiosus der Rechte an der hohen Schule zu Ingolstadt, “ein kräftiger unternehmender Jüngling, voll Verstand “(Zitat von 1882) un einer der Köpfe der Revolte im Unterland. Er marschierte mit seinem Haufen bis nach Zorneding und erhielt dort dieNachricht von der Niederlage der Oberländer bei Sendling. Nach der vernichtenden Niederlage der Unterländer bei Aidenbach (bei Passau) konnte er fliehen. Er überlebte die Unruhen und starb 1738 in Augsburg.

Schmied-von-Kochel-Straße: Der Schmied von Kochel ist ein sagenumwobener Volksheld des Aufstandes, angeblich ein siebzigjähriger Hühne, der als einer der Letzten auf dem Sendlinger Friedhof gefallen sein soll.

Senserstraße: Johann Sebastian Senser (* um 1665, † 1706 in München) war Eisenhändler, Mitglied des Äußeren Rates der Stadt München und Fähnrich bei der Münchner Bürgerwehr. Er wurde am 28. Dezember 1705 verhaftet und 1706 ebenfalls oft dem Schrannenplatz öffentlich enthauptet.